Dr.-Ing. Jürgen Klie
Mit Porsche 911 GTS und 718 Spyder auf dem Handlingkurs
PEC - Fahrerlebnis in Hockenheim
Zunächst erfolgt der Eincheck am Schalter mit Führerscheinkontrolle und Erfassung persönlicher Daten. Man erhält eine persöliche Teilnehmerkarte zum Umhängen
(Bild 1). Pünktlich zum vereinbarten Veranstaltungsbeginn geht es in einen kleinen Besprechungsraum. Ein Instructor gibt eine knapp gefasste Einführung mit einem kurzen Film. Dann werden die insgesamt etwa 20 Teilnehmer in Gruppen zu je 3 Fahrzeugen für Teilnehmer und Begleitperson aufgeteilt (allle sind mit Begleitperson da), zu jeder Gruppe gesellt sich ein Instructor und schon geht es zu den Fahrzeugen.
Erste angenehme Überraschung : keine abgerockten Kisten unterster Leistungsstufe !
Auf mich wartet ein wunderschöner 911 GTS (480 PS) und ein ebenso toller 718 Spyder (420 PS). Beide mit PDK, leider gibt es bei der Experience überhaupt keine Schaltwagen. (Bilder)
Mit dem 911 geht's los.
Erste Übung ist eine Slalomfahrt durch Hütchen mit Wende, erneuter Slalomfahrt zurück mit anschließenden Beschleunigung und scharfer Bremsung an einer Endpylone.
Der Instructor fährt vor, die anderen drei Porsche jeweils mit Fahrer und Begleitperson im Abstand von je 3 Fahrzeuglängen hinterher.
Ich fühle mich im falschen Film : in dem Tempo könnte ich einen Bus dadurch fahren.
Aber zu früh gelästert ! Denn unmittelbar danach heißt es : "Feuer frei, jeder so schnell er kann, mag und sich zutraut" - die Fahrzeuge fahren einzeln, ohne vorausfahrenden Instructor. Der Instructor kommentiert, bedarfsweise korrigiert die Fahrweise der Kandidaten über die Funkverbindung. Jeder darf drei mal, dann kann (muß nicht) auf die Begleitperson gewechselt werden.
Das Highlight kommt aber erst jetzt: Das PEC verfügt über einen 2,8 km langen Handlingkurs innerhalb des Motodroms (Auf dem Motodrom selbst wird nicht gefahren). Dieser enthält "S"es, Haarnadelkurven, Beschleunigungsgeraden und eine Steilkurve. Genial : Am Rande sind Markierungen für Bremspunkte, besonders aber blaue Hütchen, die die Scheitelpunkte der Ideallinie anzeigen, an denen man ganz am Kurvenrand - noch besser sogar leicht über die Curbs fährt.
Damit hast du die Ideallinie sofort drin.
Der Instructor fährt wieder vor, diesmal aber nicht im Tempo eines Linienbusses, sondern mit einer im Straßenverkehr nicht einmal annähernd umsetzbaren Rasanz.
Da geht's zur Sache, gleichzeitig aber 100% sicher, da der erfahrene Instructor zu übermütiges Verhalten durch sein Vorgabetempo einbremst. Auf den Geraden wird voll durchbeschleunigt. Ich bin auf die Strecke und den Bremspunkt konzentriert und weiß daher nicht genau, welche Geschwindigkeit dabei erreicht wurde, denke aber dass es wohl
150 bis 170 km/h waren.
Zwischendurch wird die Reihenfolge gewechselt, das Fahrzeug unmittelbar hinter dem Instructor muß ausscheren, die beiden anderen Fahrzeuge vorbeilassen und sich hinten wieder einreihen.
So fährt jeder auch mal direkt hinter dem Instructor.
Es wurde vorher gesagt, keiner solle sich unter Druck gesetzt fühlen, wer nicht mithalten könne oder wolle solle einfach langsamer fahren, dann würde auch der Instructor langsamer fahren - aber alle in meiner Gruppe halten gut mit.
Schon vor meiner dritten Runde stellt sich bei mir ein wunderbarer Flow ein :
Du wirst eins mit dem Gerät und tanzt dicht an den blauen Hütchen vorbei ohne jede Anstrengung oder Anspannung. Großartig !
Jetzt ist mein Freund Klaus dran : Ich bin beeindruckt, mit welcher Präzision der Mercedes Vito Fahrer das ihm völlig fremde Gerät durch den Kurs pilotiert : macht wohl das jahrelange gemeinsame Hobby Motorradfahren, welches den Blick für die Ideallinie schärft und zwingt, immer dahin zu gucken, wo man hinfahren will.
Wechsel auf den Spyder :
Leider keine Slalomfahrt, die ich mit diesem (viel leichtfüßigeren) Gerät nur zu gerne gemacht hätte. Statt dessen ein Vollbremsübung aus 70 km/h, beginnend ab einer seitlichen Hütchenreihe und beendet durch eine weitere Hütchenreihe, vor der man zum Stehen kommen soll. Ich hab das leider im quakenden Funkverkehr zunächst falsch verstanden, bremse kurz und scharf an und wedele dann elegant um die begrenzende Hütchenreihe herum (so 'ne Art Elchtest).
Doch dann geht's wieder auf die Strecke : Einfach großartig die Ausfahrt aus der Steilkurve, wo der Spyder ganz leicht wird, in meiner letzten Runde vielleicht sogar ein ganz klein bisschen abhebt, um danach sofort wieder vollen Grip zur Beschleunigung aufzubauen.
Nach knapp zwei Stunden Fahrzeit ist das Training zu Ende. Ein kurzes Abschlußgespräch mit dem Instructor. Alle waren von der Experience begeistert.
Beim leckeren 3 Gänge Menue (na ja, Gazpacho als Vorspeise war nicht so ganz meins !) wurden alle 6 Teilnehmer einer Gruppe wieder an einen Tisch gesetzt, so dass sich die Möglichkeit einer ausgiebigen Besprechung des Erlebten und ein lebhaftes Motorgespräch ergab, mit Blick auf das PEC Gelände, wo jetzt Fortgeschrittene mehr oder weniger gelungene Schleuderwenden probierten.
Eine Ausstellung schöner historischer Porsche und die Möglicheit zur Buchung von Fahrsimulatoren rundeten die Stunden im PEC ab.
Meine Zusammenfassung : Eine sehr gelungene, äußerst professionell durchorganisierte Veranstaltung, die allen sehr viel Spaß gemacht hat. Bei mir verbleibt ein bisschen Wehmut : So wie bei der Experience werde ich mein eigenes Fahrzeug sicher niemals auch nur annähernd auf öffentlichen Straßen bewegen können.
Zu den Fahrzeugen : Der 911 ist wunderschön, fährt sich komfortabel und elegant und war der klare Favorit von Klaus.
Der Spyder ist viel direkter und sportlich kompromißloser, einem GoKart ähnlich - nix da "Hausfrauenporsche". (Kommentar Klaus : "Giftzwerg"). So lange ich damit altersbedingt klarkomme, bleibt er mein klarer Favorit als totaler Gegensatz zu meinem sportlich völlig unambitionierten Nutzfahrzeug Mercedes Kombi.
04.08.2023 / Klie