Wheelcr

KLIESOFT - Dr.-Ing. Jürgen Klie

Programm

Wheelcrash


Ein sicherlich etwas ungewöhnliches Programm :

Hier geht es um den Nachweis fingierter Unfälle, bei denen sich manipulierte Kontaktspuren des angeblich geschädigten Fahrzeugs am Hinterrad (nur am Hinterrad !) befinden.

Ein konstruierter Fall ? Nein, der Autor hat genau diese leidvolle Erfahrung mit Trickbetrügern machen müssen. Auf die Polizei war dabei kein Verlaß : Eine einigermaßen korrekte Interpretation von Spuren gehört offensichtlich nicht zu deren Ausbildungsprogramm.


Während sich lineare Spuren von Fahrzeugberührungen durch deren übereinstimmende Höhe an beiden Fahrzeugen relativ leicht zuordnen lassen, ist die Situation bei Rad- und Felgenberührungen etwas komplexer, weil sich Vorwärtsbewegung und Radrotation überlagern. Doch auch hier gibt es einen genau begrenzten Spurenbereich auf dem Rad, der sich mathematisch-geometrisch exakt bestimmen läßt, wenn Position und Schadensfläche am angeblich geschädigten Unfallpartner genau bekannt sind.

Gibt es auch nur kleinste Spuren ausserhalb dieses Bereichs, so passen die Markierungen nicht zum angeblich geschädigten Fahrzeug und es ist von einer trickbetrügerischen Manipulation auszugehen.


Die hier benötigten Daten sind :

- SH    : Mittlere Höhe des Schadens über Grund (am angeblich geschädigten Fahrzeug)

- Sv     : vertikale Ausdehnung des Schadens

- Sh     : horizontale Ausdehnung des Schadens   (Projektion, ohne Berücksichtigung eventueller          Karosserierundungen)

außerdem zum Rad des eigenen Fahrzeugs :

- D      : Raddurchmesser (am besten ermittelt als : 2 x Höhe der Radachse über Grund)

- DF    : größter Durchmesser der Felge (am Hump)


formal muß zusätzlich noch angegeben werden :

- Ahw  : Auswertungshalbwinkel (für PKW ein Wert von etwa 45°)

- f         : Darstellungsfaktor (für PKW ein Wert von etwa 6)


Außerdem kann (muß nicht) unter Job -ID eine beliebige Zeichenfolge als Zuordnung eingegeben werden. Das Datum der Auswertung wird automatisch gesetzt.


Die Handhabung des Programms erfolgt in drei Schritten (1) bis (3) :

Nach Eingabe der oben aufgeführten Daten (1) erfolgt die Berechnung durch Taste Start (2). Ein kompletter Datensatz läßt sich durch Taste Speichern hinterlegen und kann durch Taste Datenaufruf reaktiviert werden.

Jetzt füllt sich die Tabelle rechts als Berechnungsergebnis mit allerlei Zahlen :

Winkel   : Berechnungshalbwinkel (Berechnung erfolgt in Schritten von 1°)

x, y         : Koordinaten bei fiktiver Punktberührung

xa, ya     : Koordinaten der äußeren Berührkurve

xi, yi       : Koordinaten der inneren Berührkurve

R, Ra, Ri : Radien der Berührpunkte vom jeweiligen Koordinatenursprung aus


Die Koordinatenursprünge sind dabei jeweils die mittlere, obere und untere Schadensposition über Grund auf der Längenposition der Radachse.

Falls Sh > 0 eingesetzt wurde, erscheint ausserdem ALPHA als Radwinkel der Markierung, der der Wegstrecke des Rades über der horizontalen Ausdehnung des Schadens entspricht.

Für die Berechnung alles wichtig aber etwas kompliziert und unübersichtlich.

Daher kann jetzt mittels Taste Diagramm eine maßstäbliche Grafik aufgerufen werden (3), die den Abmessungen des Rades und der Felge einen gelb getönten Bereich überlagert, der den mathematisch-geometrisch maximal möglichen Bereich einer Berührung darstellt.


Praktisch empfiehlt sich jetzt folgende Vorgehensweise :

Vom Rad mit den Spurenmarkierungen sollte ein gutes Foto gefertigt werden. Zur Vermeidung von Verzerrungen sollte die Kameraoptik dabei möglichst genau mit der Radachse fluchten. Das Diagramm wird möglichst auf Transparentpapier ausgedruckt und über einen Papierabzug des Fotos gelegt, wobei die Größe des Diagramms durch Veränderung des Darstellungsfaktors f so angepaßt werden kann, dass Rad- und Felgendurchmesser weitestgehend mit den entsprechenden Abmessungen des Fotos übereinstimmen.

Jetzt erkennt man sofort, ob alle Spuren im Bereich der gelben Fläche liegen. Ist das nicht der Fall, wurden die Spuren fingiert.


Ergänzende Hinweise :

Für gefälschte Spuren gibt es oft weitere Indizien :

- > Vorhandensein und Ausrichtung von Schleifspuren

- > Zugeordnete Drehrichtung des Rades (Bewegungsrichtung des Fahrzeugs)

- > Vorstehende / rückstehende Felgen und möglicher Berührkreis

     (ein weiterer mathematisch-geometrischer Nachweis mit den Fahrzeugdaten

     - Felgen- und Reifenabmessungen, Spurweite, Wendekreis, Radstand - als Parameter)

- > Farbe und Konsistenz der Spuren

     (Richtwerte üblicher Lackierungen : Filler [weiß] 40 %, Pigment [Farbe] 20 %, Rest : Grundierung und Klarlack)


Beispiel für einen Ergebnisausdruck von Wheelcrash

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